Vereinbarkeit als Herzstück von New Work: Warum moderne Arbeitskultur mehr sein muss als Homeoffice und Teilzeit


„New Work“, kaum ein Begriff wird in der aktuellen Arbeitswelt so inflationär gebraucht und gleichzeitig so unterschiedlich verstanden. Flexible Arbeitszeiten, Remote Work, neue Bürokonzepte. Auf Konferenzen, in Whitepapern und auf Karriereportalen wird darüber gesprochen, wie Arbeit flexibler, innovativer und menschenzentrierter werden soll. Doch wenn wir hinter die Buzzwords blicken, stellen wir fest: Wirklich neue Arbeit beginnt nicht bei der Einführung von Homeoffice-Tagen oder modernen Großraumbüros. 

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New Work, wie es ursprünglich von Frithjof Bergmann gedacht wurde, fragt nach der Essenz: Was wollen Menschen wirklich, wirklich tun? Es geht nicht nur um noch mehr Tools und neue Technologien, sondern vor allem um Selbstbestimmung, Sinn und die echte Möglichkeit, ein erfülltes Berufs- und Privatleben miteinander zu vereinbaren.


Doch was wir heute häufig erleben, ist eine reduzierte Interpretation. Unternehmen führen Remote-Optionen ein und meinen damit, sie hätten New Work umgesetzt. Dabei bleibt ein zentrales Thema oft auf der Strecke: Vereinbarkeit.


Für uns bei contenta.concepts ist klar: Vereinbarkeit ist kein "Nice-to-have", kein Extra für Eltern, sondern ein Herzstück moderner Arbeitskultur und damit ein unverzichtbarer Teil von New Work.


Vereinbarkeit bedeutet mehr als Homeoffice und Teilzeit

Wenn wir mit Unternehmen zusammenarbeiten, hören wir oft: „Wir bieten doch Homeoffice und flexible Arbeitszeiten, reicht das nicht?“


Unsere Antwort ist ganz klar: Nein, das reicht nicht. Vereinbarkeit ist weit mehr als die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten oder Stunden zu reduzieren. Es geht um die echte Integration von Berufs- und Privatleben und zwar für alle Mitarbeitenden, nicht nur für Eltern oder Pflegende.


Vereinbarkeit bedeutet, individuelle Lebensentwürfe und unterschiedliche Lebensphasen ernst zu nehmen. Sie umfasst die Bedürfnisse von jungen Eltern genauso wie die von Mitarbeitenden, die Angehörige pflegen, sich ehrenamtlich engagieren oder persönliche Projekte verfolgen möchten. Sie berücksichtigt die Lebensrealitäten von Alleinerziehenden, Paaren ohne Kinder, Menschen mit chronischen Erkrankungen und all jenen, deren Lebensmodelle sich nicht an klassische Muster halten.

In einem unserer Workshops baten wir die Teilnehmenden um eine Antwort auf die Frage, welche Lebensbereiche sie mit ihrem Berufsleben vereinbaren. Entstanden ist diese diverse Wortwolke.
Jede Antwort war anders und genau darin liegt die Aufgabe für moderne Arbeitgeber: Vereinbarkeit darf keine Standardlösung sein. Sie muss flexibel, individuell und vor allem menschenzentriert gedacht werden.

New Work braucht Vereinbarkeit – sonst bleibt es eine leere Hülle

Wer New Work ernst meint, muss Vereinbarkeit mitdenken. Denn New Work ist nicht nur eine neue Arbeitsweise, sondern eine neue Haltung. Es geht darum, die Arbeit an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen und nicht umgekehrt.


Moderne Arbeitsmodelle müssen Raum bieten für Lebensphasen, in denen Mitarbeitende vielleicht weniger verfügbar sind. Sie müssen akzeptieren, dass Care-Arbeit nicht nebenbei erledigt werden kann und dass die Leistung eines Menschen nicht davon abhängt, ob er oder sie acht oder zehn Stunden im Büro sitzt.


Vereinbarkeit ist damit kein Add-on für Eltern oder pflegende Angehörige. Sie ist ein strategisches Element, das allen zugutekommt: Mitarbeitenden ohne familiäre Verpflichtungen, Menschen in Weiterbildungsphasen, älteren Beschäftigten und der gesamten Organisation. Vereinbarkeit zu ermöglichen bedeutet, Arbeit menschenzentriert, zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten.


Warum Unternehmen jetzt Vereinbarkeit als strategisches Thema denken müssen

In der Praxis erleben wir häufig, dass Vereinbarkeitsangebote zu Spannungen führen, wenn sie nicht ganzheitlich gedacht sind. Mitarbeitende ohne Kinder fühlen sich benachteiligt. Führungskräfte kämpfen mit der Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle. Teams geraten unter Druck, wenn Kolleg*innen kurzfristig ausfallen.


Deshalb ist es essentiell, Vereinbarkeit nicht als reines Eltern-Thema zu betrachten, sondern als eine Frage moderner Unternehmenskultur. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die allen Mitarbeitenden gerecht werden, unabhängig von Alter, Familienstand oder Lebenssituation.


Wenn Unternehmen Vereinbarkeit konsequent als Teil ihrer New-Work-Strategie verankern, profitieren sie mehrfach: Sie gewinnen an Attraktivität als Arbeitgeber, steigern die Loyalität und Motivation ihrer Teams und sichern sich langfristig einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist es wichtiger denn je, Arbeit so zu gestalten, dass Menschen bleiben wollen und bleiben können.


Vereinbarkeit leben heißt Arbeit neu denken

Für uns bedeutet echte Vereinbarkeit nicht nur, flexible Arbeitszeiten anzubieten oder Homeoffice zu ermöglichen. Es geht vielmehr um eine umfassende Neugestaltung von Arbeit, die sich an den realen Bedürfnissen der Menschen orientiert. Rollen und Aufgaben sollten so gestaltet werden, dass sie sich flexibel an die jeweilige Lebensphase der Mitarbeitenden anpassen können, ohne dass Karrierechancen verloren gehen oder Potenziale ungenutzt bleiben. Auch Führung muss neu gedacht werden: Jobsharing- oder Topsharing-Modelle bieten die Möglichkeit, Führungsverantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und Karrierewege auch in Teilzeit offen zu halten.

Darüber hinaus braucht eine moderne Arbeitskultur neue Rollen wie etwa Feel-Good-Manager*innen oder Chief Remote Officers, die gezielt daran arbeiten, eine menschenzentrierte Unternehmenskultur zu entwickeln und zu pflegen. Agile Arbeitsmethoden können dabei unterstützen, den Fokus von reiner Anwesenheit hin zu tatsächlichen Ergebnissen zu verschieben und so mehr Flexibilität und Eigenverantwortung zu ermöglichen.

Und letztlich – vielleicht am wichtigsten – bedeutet echte Vereinbarkeit auch zuzuhören: zu verstehen, was Mitarbeitende wirklich brauchen, um sich im Beruf entfalten zu können und gleichzeitig Stabilität und Erfüllung im Privatleben zu finden.


Fazit: New Work ohne Vereinbarkeit? Unvorstellbar.

Vereinbarkeit ist kein Bonus für einzelne Gruppen. Sie ist ein grundlegendes Prinzip für die Arbeitswelt, die wir gestalten wollen. Eine Arbeitswelt, die Freiheit ermöglicht, Diversität lebt, Lebensphasen respektiert und langfristige Perspektiven bietet.


New Work ist dann mehr als ein Schlagwort, wenn Arbeit so gestaltet wird, dass Menschen in ihrer ganzen Vielfalt Platz haben, mit all ihren Bedürfnissen, Ambitionen und Herausforderungen.


Und genau hier liegt die Zukunft erfolgreicher Unternehmen: In einer Arbeitskultur, die Vereinbarkeit nicht als Pflichtaufgabe versteht, sondern als Herzstück einer neuen, besseren Arbeitswelt.