Gleichberechtigte Elternschaft und Equal Care – Warum Unternehmen jetzt aktiv werden müssen
Gleichberechtigte Elternschaft – ein Begriff, der so viel Potenzial birgt und doch oft auf Stereotype und veraltete Rollenmuster trifft. Dabei geht es um weit mehr als nur eine gerechte Verteilung von Aufgaben zwischen den Eltern. Es geht um Partnerschaft auf Augenhöhe, um die Freiheit, individuelle Lebensmodelle zu leben, und um die Übernahme von Verantwortung – für die Familie, aber auch für die eigene berufliche Entwicklung.
Unternehmen spielen hier eine wichtige Rolle. Sie können Rahmenbedingungen schaffen, die diese Art von Gleichberechtigung ermöglichen und gleichzeitig die eigene Unternehmenskultur nachhaltig stärken.
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Was ist gleichberechtigte Elternschaft wirklich?
Gleichberechtigte Elternschaft bedeutet nicht, dass beide Elternteile exakt 50 Prozent der Aufgaben übernehmen müssen. Vielmehr geht es darum, die jeweiligen Kapazitäten, Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen und eine Lösung zu finden, die für beide Seiten funktioniert. Eine partnerschaftliche Aufteilung kann sich in vielerlei Hinsicht zeigen – ob bei der Organisation des Familienlebens, der Aufteilung von Elternzeit oder der gemeinsamen Verantwortung für den sogenannten „Mental Load“.
Mental Load: Das Unsichtbare sichtbar machen
Mental Load beschreibt die mentale Denk- und Organisationsarbeit, die häufig von Frauen getragen wird: die Koordination von Arztterminen, die Planung von Geburtstagsfeiern oder die Organisation des Alltags – kurz: all die kleinen und großen Dinge, die Familien am Laufen halten. Oft bleibt diese Arbeit unsichtbar und wird nicht als Belastung erkannt. Unternehmen können hier ansetzen, indem sie Bewusstsein schaffen und durch Schulungen oder Workshops Wege aufzeigen, wie diese Last fairer verteilt werden kann.
Warum Gleichberechtigte Elternschaft Unternehmen betrifft?
Die Frage ist nicht, ob Unternehmen sich mit Gleichberechtigter Elternschaft und Equal Care beschäftigen sollten, sondern wie. Unternehmen, die hier aktiv werden, schaffen nicht nur einen Mehrwert für ihre Mitarbeitenden, sondern sichern sich auch handfeste Vorteile:
Stärkere Arbeitgebermarke: Unternehmen, die sich für Vereinbarkeit und Gleichberechtigung einsetzen, ziehen Bewerber:innen an, die genau diese Werte schätzen – darunter auch viele hochqualifizierte Mütter, die sonst vielleicht dem Arbeitsmarkt fernbleiben würden.
Loyalität und Engagement: Mitarbeitende, die sich in ihrer Lebensrealität unterstützt fühlen, zeigen eine stärkere Bindung an ihren Arbeitgeber. Das gilt für alle – ob Eltern, Pflegepersonen oder Mitarbeitende ohne familiäre Verpflichtungen.
Reduzierter Krankenstand: Wenn Mitarbeitende weniger mental belastet sind, sinken stressbedingte Ausfälle.
Was können Unternehmen konkret tun?
- Rolemodels sichtbar machen
Männliche Mitarbeitende und Führungskräfte, die Elternzeit nehmen oder Care-Arbeit leisten, sollten gezielt sichtbar gemacht werden – intern wie extern. Sie brechen mit traditionellen Rollenbildern und setzen ein starkes Zeichen für eine offene und moderne Unternehmenskultur. - Elternzeit-Programme einführen
Elternzeit muss flexibel gestaltet werden, damit beide Elternteile sie wahrnehmen können. Jobsharing, flexible Arbeitszeiten oder die Unterstützung durch Elternzeit-Programme sind hier entscheidend. - Schulungen und Workshops zu Mental Load
Das Bewusstsein für Mental Load muss geschärft werden. Workshops können Mitarbeitenden helfen, die unsichtbare Last zu erkennen und fairer zu verteilen – sei es in der Familie oder im Arbeitsalltag. - Führungskräfte sensibilisieren
Führungskräfte sollten ihre eigenen Strukturen kritisch hinterfragen: Wie ist die Verteilung von Aufgaben im Team? Werden Mitarbeitende in Care-Rollen bewusst unterstützt? Solche Reflexionen sind der Schlüssel zu einer fairen Arbeitskultur.
Wie HR zur Förderung von Equal Care beitragen kann
Die HR-Abteilung hat eine zentrale Funktion, wenn es darum geht, Gleichberechtigung und Equal Care in der Unternehmenskultur zu verankern.
Hier einige konkrete Ansätze:
Flexibilität schaffen: Über gesetzliche Vorgaben hinausgehende Angebote wie Lebensarbeitszeitkonten oder zusätzliche Kindkranktage sind ein starkes Signal.
Pflegende Mitarbeitende unterstützen: Neben Eltern stehen auch Mitarbeitende mit Pflegeverantwortung vor großen Herausforderungen. Ein umfassendes Angebot – von Pflegelots:innen bis hin zu Communitys für den Austausch – kann hier enorm helfen.
Kommunikation fördern: Offene Gespräche zu Konfliktthemen wie Urlaubsplanung in den Sommerferien oder Arbeitszeitwünsche schaffen Transparenz und stärken das Vertrauen.
Equal Care als Teil des Employer Brandings
Equal Care und Gleichberechtigte Elternschaft sind keine rein privaten Angelegenheiten. Sie sind strategische Hebel, mit denen Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern können.
Die Vorteile sind klar:
Mehr Bewerbungen: Besonders von hochqualifizierten Müttern und Care-Gebenden, die sich bisher ausgeschlossen fühlten.
Stärkeres Wir-Gefühl: Mitarbeitende, die ihre Arbeitgeberwerte teilen, entwickeln eine stärkere Bindung.
Positives Image: Unternehmen, die sich gesellschaftlicher Verantwortung stellen, gewinnen nicht nur intern, sondern auch extern an Ansehen.
Fazit: Gleichberechtigung braucht Engagement
Gleichberechtigte Elternschaft und Equal Care sind mehr als Trends – sie sind notwendige Antworten auf die Herausforderungen unserer Arbeitswelt. Unternehmen, die hier handeln, gestalten nicht nur die Zukunft ihrer Mitarbeitenden, sondern sichern auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit. Der erste Schritt? Zuhören, sensibilisieren und die Strukturen schaffen, die echte Gleichberechtigung ermöglichen.