Elternzeit begleiten und Rückkehr fördern: Wie Unternehmen Mitarbeitende langfristig binden
Die Geburt eines Kindes verändert alles – auch die berufliche Situation von Eltern. Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden während der Elternzeit aktiv begleiten und den Wiedereinstieg gezielt fördern, profitieren langfristig: Sie stärken ihre Arbeitgebermarke, verbessern die Mitarbeiterbindung und reduzieren die Kosten für Einarbeitung und Fluktuation. Doch was bedeutet das konkret? Welche Maßnahmen können Arbeitgeber ergreifen, um Eltern in dieser wichtigen Phase zu unterstützen?
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Warum es sich für Unternehmen lohnt, Eltern aktiv zu begleiten
Viele Arbeitgeber betrachten Elternzeit als eine rein private Angelegenheit ihrer Mitarbeitenden. Doch Unternehmen, die in dieser Phase proaktiv begleiten, schaffen langfristige Vorteile – sowohl für ihre Mitarbeitenden als auch für sich selbst:
- Stärkere Mitarbeiterbindung: Ein wertschätzender Umgang in der Elternzeit steigert die Loyalität.
- Weniger Fachkräfteverlust: Die Rückkehrquote nach der Elternzeit steigt, wenn der Wiedereinstieg gezielt erleichtert wird.
- Geringere Einarbeitungskosten: Erfahrene Mitarbeitende bleiben dem Unternehmen erhalten, anstatt durch teure Neueinstellungen ersetzt werden zu müssen.
- Bessere Arbeitgebermarke: Unternehmen mit familienfreundlichen Maßnahmen sind attraktiver für Fachkräfte und Nachwuchstalente.
Doch wie genau können Unternehmen Eltern in dieser Phase unterstützen?
Der richtige Umgang mit Elternzeit beginnt bereits vor dem eigentlichen Ausstieg aus dem Berufsalltag. Unternehmen sollten aktiv auf ihre Mitarbeitende zugehen und mit ihnen individuelle Lösungen entwickeln.
Vor der Elternzeit: Wichtige Fragen klären
- Dauer der Elternzeit: Wie lange ist sie geplant? Gibt es bereits Überlegungen zur Rückkehr?
- Flexibilität zulassen: Mitarbeitende sollten jederzeit das Recht haben, ihre Elternzeit zu verlängern oder früher zurückzukehren – allerdings nur von ihrer Seite aus.
- Kommunikationswünsche abstimmen: Möchten die Mitarbeitenden während der Elternzeit informiert bleiben? Wenn ja, über welche Themen (z. B. Firmen-Newsletter, interne Veranstaltungen)?
- Ansprechpartner*in benennen: Eine feste Bezugsperson im Unternehmen sollte den Kontakt halten – mit voheriger Zustimmung der Mitarbeitenden.
Während der Elternzeit: Bindung aufrechterhalten
Unternehmen sollten Eltern nicht „aus den Augen verlieren“, sondern gezielt Teil der Unternehmenskultur bleiben lassen:
- Beruflicher Anschluss: Bleibt die E-Mail-Adresse aktiv? Ist Interesse an Fortbildungen oder Workshops vorhanden? Wichtig: Diese Angebote müssen freiwillig sein.
- Soziale Integration: Einladungen zu Sommerfesten, Weihnachtsfeiern oder Team-Events fördern die Zugehörigkeit.
- Wertschätzung zeigen: Ein Geburtsgeschenk oder personalisierte Grüße können kleine, aber wirkungsvolle Signale der Anerkennung sein.
- Karriereentwicklung nicht pausieren: Beförderungen und Gehaltserhöhungen dürfen während der Elternzeit nicht ausgeschlossen werden.
Die Rückkehr nach der Elternzeit erfolgreich gestalten
Die Phase des Wiedereinstiegs ist entscheidend: Ein gut begleiteter Start verhindert Frust und Unsicherheit, während eine unzureichende Unterstützung dazu führen kann, dass Mitarbeitende sich nach neuen beruflichen Möglichkeiten umsehen.
- Drei Monate vor der Rückkehr: Wiedereinstieg vorbereiten
- Persönliches Rückkehrgespräch vereinbaren: Wie fühlt sich die Rückkehrende Person? Welche Erwartungen gibt es?
- Arbeitszeiten und Position klären: Gibt es Veränderungen hinsichtlich der gewünschten Stundenzahl oder Verantwortlichkeiten?
- Rechtliche Grundlage beachten: Mitarbeitende haben Anspruch auf ihre vorherige oder eine gleichwertige Position – auch in Teilzeit.
Erfolgreiche Wiedereingliederung nach der Elternzeit
Viele Eltern fühlen sich unsicher beim Wiedereinstieg – sie haben sich in der Elternzeit verändert, aber oft auch die Strukturen im Unternehmen. Ein sanfter Übergang hilft, sich wieder im Berufsalltag zurechtzufinden.
- Schrittweise Rückkehr: Der Einstieg kann zunächst mit wenigen Stunden pro Woche beginnen und sich dann steigern.
- Individuelle Wiedereinstiegspläne: Ein maßgeschneiderter Plan hilft, persönliche und berufliche Anforderungen auszubalancieren.
- Mentoring-Programme: Der Austausch mit anderen Eltern, die erfolgreich zurückgekehrt sind, gibt Sicherheit und Orientierung.
Karriere nach der Elternzeit: Aufstiegschancen ermöglichen
Ein häufiger Karriereknick für Eltern entsteht nach der Rückkehr in den Beruf – insbesondere für Frauen. Unternehmen sollten daher aktiv Karriereperspektiven schaffen:
- Führung in Teilzeit ermöglichen: Modelle wie Job-Sharing oder Top-Sharing helfen, Führungspositionen flexibler zu gestalten.
- Flexible Arbeitszeiten fördern: Besonders für Vollzeitkräfte sind individuelle Arbeitszeitmodelle entscheidend, um Beruf und Familie zu vereinbaren.
- Gezielte Karrieregespräche führen: Eltern sollten regelmäßig Feedback erhalten und Perspektiven für ihren weiteren Weg im Unternehmen besprechen können.
Vereinbarkeit von Anfang an: Präventive Maßnahmen im Unternehmen etablieren
Viele Herausforderungen lassen sich bereits vor der Elternzeit durch unternehmensweite Maßnahmen entschärfen. Dazu gehören:
- Sensibilisierung von Führungskräften: Schulungen zur Vermeidung unbewusster Diskriminierung und Förderung von Gleichberechtigung.
- Betriebliche Kinderbetreuung: Kooperationen mit KiTas oder finanzielle Zuschüsse für externe Betreuung.
- Gesundheitsprogramme: Angebote wie Achtsamkeitstraining, Yoga oder Stressmanagement unterstützen Eltern beim Wiedereinstieg.
- Netzwerke für Eltern im Unternehmen: Austauschgruppen oder interne Tandems fördern gegenseitige Unterstützung.
Fazit: Elternzeit als Chance für Unternehmen nutzen
Elternzeit sollte nicht als Auszeit vom Unternehmen, sondern als Übergangsphase in einer langfristigen Zusammenarbeit betrachtet werden. Unternehmen, die Eltern während der gesamten Phase begleiten, profitieren nicht nur von einer höheren Rückkehrquote, sondern auch von einer stärkeren Arbeitgebermarke und motivierten Mitarbeitenden.
Deswegen lohnt es sich für Unternehmen, Vereinbarkeit aktiv zu gestalten. Unternehmen, die Eltern frühzeitig einbinden, flexibel agieren und echte Unterstützung bieten, werden langfristig als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen – und sichern sich gleichzeitig eine loyale, engagierte Belegschaft.